Das Schöne an Düsseldorf ist, dass man auch nach vielen Jahren als Journalist in dieser Stadt regelmäßig neue Orte und Menschen kennenlernt. Mein Kollege Hans Onkelbach hat vor kurzem die Komische Oper am Rhein entdeckt (seine Geschichte lesen Sie hier), mir ging es ganz ähnlich mit dem Theaterlabor. Der Verein ist in einem der ehemaligen Gebäude der Fachhochschule in Golzheim beheimatet. Ich dachte, das Gebäude stünde unmittelbar vor dem Abriss, tatsächlich aber sitzen dort ein Teil der Robert-Schumann-Hochschule sowie Wolfgang Keuter und Gianni Sarto mit ihrem Team vom Theaterlabor. Das hat einen sehr schönen Saal für seine Aufführungen, die dort auch während des Sommers zu erleben sind (der aktuelle Spielplan ist unter: www.theaterlabor-traumgesicht.de/spielplan finden).
Das Kollektiv Keuter & Sarto feiert an der Georg-Glock-Straße 15 am Donnerstag auch die Premiere eines besonderen Videoprojekts. Es heißt „Düsseldorf im Augenblick“. 21 Menschen aus unserer Stadt haben dafür auf einem Stuhl auf einer kleinen Bühne Platz genommen, um dort ganz gezielt zu schweigen. Die 21 Frauen und Männer hörten während der Aufnahmen drei offene Sätze. Darin ging es um ihre ersten Reaktionen, als sie von diesem Projekt erfuhren, um Aspekte, die sie an Düsseldorf besonders lieben, und Dinge, die sie hier ändern würden.
Die einzigen Regie-Anweisungen bei alledem lautete, dass die Personen nichts sagen und sich nicht bewegen dürfen. Was sie also zu den Sätzen denken oder meinen, kann man zunächst nur an ihrer Mimik ablesen – die verschriftlichen Antworten folgen erst im Abspann. Die Minuten der Ruhe aber haben die entscheidende Wirkung: In einer Welt, in der wir mit einem Überangebot an (auch akustischen) Informationen und Meinungen kämpfen, sagt plötzlich jemand mal nichts, lässt uns mal jemand Raum, sich in Ruhe mit ihr oder ihm zu beschäftigen und zugleich mit uns selbst. Das wird mit keinem Video langweilig, weil man in ganz unterschiedliche Gesichter schaut. Die beiden Macher haben Wert auf Diversität gelegt und mit ihren 21 Persönlichkeiten daher zugleich gezeigt, warum Vielfalt so wichtig und so bereichernd ist.
Bei der Premiere am Donnerstag sind ab 18.30 Uhr die Videos in drei Blöcken zu sehen. Der Eintritt ist frei, wer dabei sein möchte, kann sich hier anmelden. Anschließend wird das Projekt auf eine Tournee gehen, auf der man noch Spielort werden kann. „Düsseldorf im Augenblick“ soll an verschiedenen Stellen der Stadt für die überraschende und schnell auch überraschend angenehme Stille sorgen und die konzentrierte Beschäftigung mit dem, was uns andere ohne Worte sagen wollen. Wer sich dafür interessiert, ein Spielort zu sein, kann direkt an g.sa@duesseldorf-im-augenblick.de schreiben.
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Ihr Christian Herrendorf